"Der Klischee-Test" - tinjo!

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

"Der Klischee-Test"

Themen > Berichte zu "Pädophilie" in den Medien

Die NZZ möchte ab heute jeden Monat mit einem Klischee aufräumen.
Der heutige "Klischee-Test" in der NZZ habe ich zur Grundlage genommen zu einem etwas anderen Test, der wohl nie in dieser Art in der NZZ stehen wird:

Der "Pädophile", die grösste Bedrohung für unsere Kinder!
Unsere Wahrnehmung wird stark beeinflusst von Stereotypen und Vorurteilen. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen.

Herr M., was ist ein Klischee?

In der Wissenschaft sprechen wir nicht von Klischees, sondern von Stereotypen. Ein Stereotyp sind die Annahmen, die man über eine bestimmte Gruppe von Personen trifft. Diese Gruppe kann sehr weit gefasst sein, wie beispielsweise «Ausländer», oder eben, wie «Pädophile».

Warum prägen Stereotype unsere Wahrnehmung?

Stereotype erleichtern uns den Alltag. Sie reduzieren die Datenmenge, die wir verarbeiten müssen, enorm. Wenn unsere Stereotype zutreffen, können sie hilfreich sein: Sie ermöglichen es uns, unbekannte Person schneller einzuschätzen. Allerdings ignorieren sie die individuellen Unterschiede innerhalb einer Gruppe.

In unserer Gesellschaft existieren negative Stereotype wie «Pädophile sind Kinderschänder»

Anhand der Stereotype, die wir über Menschen haben, bewerten wir sie unbewusst anhand von zwei Dimensionen. Einerseits bewerten wir ihre Absichten als gut oder schlecht und andererseits ihre Fähigkeit, diese Absichten in die Tat umzusetzen.  Menschen, die wir unsympathisch und unfähig finden, verachten wir.


Sind Stereotype wie «alle Pädophilen sind Kinderschänder» reiner Irrglaube, oder haben sie einen gewissen Wahrheitsgehalt?

Repräsentative Studien haben gezeigt: Es gibt keine empirische Evidenz. Aus Statistiken wissen wir, dass die meisten sexuellen Vergehen an Kindern innerhalb der Familie des Kindes verübt werden. Aber: Wenn der allgemeine Glauben ist, dass "Pädophile" Kinder "missbrauchen", bleibt eine Unsicherheit bestehen. Das Stereotyp wird aufrecht erhalten, auch wenn Schaden den Kinder durch sexuelle Kontakte erleiden, in den meisten Fällen nicht von "Pädophilen" verübt werden. Das falsche Klischee, dass "Pädophilie=Kinderschändung" ist, wird hartnäckig aufrecht erhalten, auch durch die Medien. Gesellschaftlich verankerte Stereotype wirken wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Es wird ein Gruppe von Menschen für etwas verantwortlich gemacht, was eigentlich als Tat verurteilt werden müsste und nicht einer bestimmten Menschengruppe zugewiesen werden kann.  

Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn Stereotype die öffentliche Diskussion bestimmen?


Sehr anschaulich sieht man das an einem Projekt, das schon lange in Deutschland läuft und derzeit auch in der Schweiz in ähnlichem Rahmen aufgebaut wird. Es läuft unter der Prämisse:
"Die Besonderheit der Pädophilie besteht darin, dass die begehrte Person kein Erwachsener ist und daher nicht über eine autonome, insbesondere sexuelle Selbstbestimmung und Reife verfügt, die ein verantwortliches Handeln ermöglicht und niemals aktiv und eigenständig die Aufnahme konkreter sexueller Interaktionen oder gar Stimulationen mit Erwachsenen anstrebt."

Es wird von einer Behauptung ausgegangen, welche die Charakterisierung der "Pädophilie" wie ein Axiom für alle Zeiten festlegt, indem einfach davon ausgegangen wird, dass ein Kind nie von sich aus Interesse an etwas Sexuellem mit einem Erwachsenen hat. Dies wird in doppelter Weise einfach als endgültig festgelegt:

  • 1.Das Kind hat nie solche Wünsche

und

  • 2.wenn ein "Pädophiler" behauptet, das Interesse sei vom Kind ausgegangen, ist das eine Schutzbehauptung, denn das Kind verfüge nicht über eine autonome, insbesondere sexuelle Selbstbestimmung und Reife, die ein verantwortliches Handeln ermöglicht.

Darum wird gesetzlich festgelegt, dass Sexualität mit Kindern verboten ist.

Auch wenn es (noch) keine Bestimmung gibt, die den Bürgern verbietet, über "Pädophilie" auch ohne Gleichsetzung mit "Kinderschändung" zu berichten, wird es noch einige Zeit dauern, bis sich vielleicht doch einmal durchsetzen wird, dass es sich bei der "Pädophilie" um eine Veranlagung handelt und bei "Kinderschändung" um eine Tat, die mit "Philie", also "Liebe zu Kindern" in krassem Gegensatz steht.,

Durch das Gesetz ist das Stereotyp zur gesellschaftlichen Norm geworden – mit verheerenden Folgen. Anstatt dass "Pädophile" ihre positiven Fähigkeiten zum Wohle der Gesellschaft nutzen könnten, werden sie in den Untergrund verdrängt und müssen mit ihren Problemen, die sich durch diese Situation vervielfacht haben, allein zurecht kommen. Es wird ihnen, sobald sie geoutet werden, jeglicher Kontakt zu Kindern erschwert oder gar verboten.

Oder sie begeben sich in die erwähnte Therapie, die jedoch zum Ziel hat, dass jeder "Pädophile" auf Sexualität mit Partnern sein Leben lang verzichten muss, obwohl es genügend wissenschaftliche Untersuchungen gibt, dass Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern nicht in jedem Fall zum Schaden beim Kinde führt. Hinzu kommt ja, dass der Begriff "Kind" je nach Land und Gesetz bis zum 12. oder 18 . Lebensjahr gilt und dass unter "sexuelle Kontakte zu Kindern" juristisch eben schon kleinste "Übergriffe"  gelten und "Kinderpornographie", die als einzig mögliches "Ventil" dienen könnte, auch verboten ist und in einem Verfahren gegen einen "Pädophilen" sehr eng ausgelegt wird, was dazu zählt.

Wie kann man sich Stereotype und Vorurteile abtrainieren?

Je besser man eine Person kennenlernt, desto differenzierter wird das Bild, das man sich von ihr macht. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Kontakt ist also der beste Weg, um Klischeevorstellungen abzulegen. Leider gibt es aber nur sehr wenige "Pädophile" die sich als solche zu erkennen geben, denn das bedeutet fast sicher weitere Isolation, wenn nicht gar Existenzvernichtung. Würden sich aber alle "Pädophilen" outen, könnte man erkennen, wie falsch das "Klischee" ist, das man von ihnen aufrecht hält. Man erhielte die Bestätigung: Je mehr "Pädophile" man persönlich trifft, desto weniger Vorurteile hat man ihnen gegenübe
r.

Welche politischen Lehren lassen sich daraus ziehen?


Eines der wenigen aktuellen positiven Beispiele ist der Versuch von Alain Godet in einem Filmbericht bei Tele-Basel. Er beobachtete und filmte das Schickals eines "Pädophilen" über ein längere Zeit und zeigt auf, wie unverhältnismässig diese Problematik juristisch und gesellschaftlich aufgefasst und gehandhabt wird. Die Ausstrahlung dieses Berichtes und die Reaktion einer Staatsanwältin kehrte jedoch die gute Absicht des Berichtes wieder in eine neue Inhaftierung dieses "Pädophilen".
Es wäre gut, würde bereits in der Volksschule über das Thema unvoreingenommen aufgeklärt. Man müsste dann wohl auch nicht mehr so hart und kompromisslos mit Lehrern verfahren, die sich vielleicht etwas eingehender mit Kindern befassen, als es "Norm" ist. Es ist klar, dass ein "Pädophiler" sich seine Partner/innen nicht in seinem beruflichen Umfeld suchen darf, insbesondere Lehrer nicht, aber nicht jeder "pädophile" Kontakt zu einem Kind ist ein "Übergriff". Hätten "Pädophile" die Möglichkeit, allfällige Konflikte mit Fachleuten zu besprechen, ohne dass sie gleich als potentielle Gefahr für Kinder betrachtet werden, wäre es auch zum Vorteil der involvierten Kinder und letztlich der Gesellschaft.
Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es Kinder gibt, die früher als andere und intensiver am Thema Sexualität interessiert sind und Kontakt zu Erwachsenen suchen, die  darauf ansprechen.

Das gibt es - und ist nachweisbar, aber leider ein Widerspruch zur oben erwähnten Prämisse, die nach dem Willen von Politik und Gesellschaft "ewig" zu gelten hat!


Wer so denkt oder meint, "pädophile" Kontakte seien in jedem Fall zum Nachteil des Kindes, ist nicht bereit, die Realität und die Erkenntnisse der Fachleute - eben auch jener, die Stereotypen nicht einfach übernehmen - in seine Handlungsweise einzubeziehen. So ist die Situation schon seit längerer Zeit  nicht nur in unserer Gesellschaft. Und die Justiz richtet nach diesen Prämissen und diesem "Klischee".
 
Aber man kann ja nicht mit "Pädophilen" Kontakt pflegen. Welche Möglichkeit gibt es sonst?

Es ist schwierig, seine eigenen Stereotype zu revidieren. Oft werden sie unbewusst aktiviert. Sätze, die man oft hört, wie schon erwähnt:"Pädophile sind Kinderschänder", gehen leichter in den Kopf. Dadurch werden sie als zutreffende Information abgespeichert.

Was man aber tun kann: Man kann das Verhalten, das sich aus einem Stereotyp ableitet, kontrollieren. Und zwar, indem man einem Impuls, den man vielleicht hat, bewusst nicht nachgibt.


Das müsste den Politikern und den Juristen dringend empfohlen werden und entspricht in vielen Bereichen dem, was bei anderen Themen eigentlich Grundvoraussetzung ist: dass man alle Erkenntnisse berücksichtigt und auch die juristische Beurteilung danach richtet.

Dann müsste man zm Schluss kommen, dass "Sexualität" als solche keine strafbare Tat ist und nur die Art, wie sie gelebt wird, zu strafbaren Handlungen führen kann, indem nachweisbar Gewalt angewendet wird oder sonstwie erkennbarer Schaden ensteht.   

auch hier ein lesenwerter Artikel!


 
Suchen
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü