"Nur das Leben war dann anders" - tinjo!

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"Nur das Leben war dann anders"

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Dieses Buch ist ein wichtiges Zeitzeugnis und bietet einen seltenen - oder in dieser Weise noch nie offen gelegten Einblick in das Leben eines Sohnes mit
einem pädophilen Vater.
Weil der Sohn, der diesen Bericht als Nekrolog auf seinen Vater schrieb, in mehrfacher Hinsicht vorbelastet ist, kann und darf man keinen objektiven Bericht zum
Thema "Pädophilie" erwarten und sind darin einzelne Aussagen in diesem Sinn auch eher widersprüchlich bis falsch, bzw. eben voller wissenschaftlich widerlegten
Vorurteile.

Es ist Dominik Riedo jedoch hoch anzurechnen, dass er dieses Buch geschrieben hat. Man kann nun darüber urteilen, wie man will, vorurteilslos wird es aber wohl von
den wenigsten Leser/innen gelesen werden, zumindest was das Thema "Pädophilie" als solches angeht. Da wird man sich auch nach der Lektüre einig sein.

Ausser man bemerkt die Widersprüche in die der Verfasser selbst gerät, wenn er vom Vater als "Täter" spricht und von "Opfern" seines Vaters, wenn er dann auch schreibt, sie hätten diesen als ihren "besten Freund" bezeichnet und als "den liebsten Menschen" den sie je kennenglernt haben.

Pädophil: Das war mein Vater

Der Luzerner Schriftsteller Dominik Riedo erfuhr mit 18 Jahren, dass sein Vater pädophil war. Nun, nach dem Tod des Vaters, hat er dessen Geschichte mit Ausschaffung aus Thailand und Verurteilung in Luzern in einem Buch verarbeitet. Eine Arbeit, die nicht nur ihm an die Substanz ging und die polarisiert.

Weitere Berichte zu diesem Buch!

"K13" , Dieter Giesekng bringt dazu verschiedene Berichte
U.a. schreibt er, wobei ich ihm nur beipflichten kann:
"Es ist dem Autor weiterhin ein Anliegen, dass die Gesellschaft Lösungen dafür findet, mit dem Problem der Pädophilie besser umzugehen. Deshalb müsse über dieses Thema gesprochen werden. Diesem Anliegen stimmt K13online zu. Jedoch reicht es nicht aus, wenn das Thema der Pädophilie nur unter dem Aspekt von Tätern diskutiert wird. Einvernehmliche und von beiden Seite gewollte und lustvoll erlebte Sexualität zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen haben mit tatsächlichem sexuellen Missbrauch nichts gemein. Wenn die Gesellschaft diese Realitäten außer Betracht lässt, dann wird es keine Problemlösungen geben können. Das es auch sexuelle Gewalttaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern/Jugendliche gibt, steht außer Frage. Jedes diesbezügliche Missbrauchsopfer ist eines zu viel. Die weit überwiegende Mehrheit pädosexueller Beziehungen ist jedoch völlig gewaltfrei und werden demnach keine Opfer erzeugen."

im "Kulturmagazin ZEITNAH" schreibt Andrea Gian Mordasini eine Rezension.
Was mir dabei missfällt, bzw nicht ganz klar wird, ist seine Bemerkung: "Wenn Riedo die Metaebene, die maximal von seiner persönlichen Warte als Sohn eines Täters abstrahierende, die analytische-philosophische Argumentationswarte einnimmt, überzeugt sein Bericht nicht – dieser Hut will nicht recht sitzen. Als Lesender war ich froh, dass der Autor ihn jeweils bald wieder ablegt."
Muss der Verfasser sich denn wirklich in der "Warte als Sohn eines Täters" fühlen? Da ist sich zwar Riedo selbst nicht im Klaren, aber für Mordasini (und für die grosse Mehrheit) gibt es eben gar keine Diskussion darüber : "Ein Pädophiler, der direkte Kontakte zu Kindern hat ist immer ein Täter."
Und diese Ansicht missfällt mir, weil sie eben nicht stimmt, wie dieses Buch ganz klar zeigt und es dem Sohn dieses "Täters" nicht gelingt, für die Richtigkeit dieses Vorurteils Zeugnis über seinen Vater abzulegen.
Vorausgesetzt man geht vorurteilslos an die Lektüre dieses Buches heran!

In "ZENTRAL" ist ein Interview mit Dominik Riedo zu lesen.
Da macht Riedo die widersprüchlich Aussage: "Ganz seltsam für mich war, was ich nach seinem Tod erfuhr: Mit ein paar seiner «Kleinen Freunde» hatte er bis zu seinem Tod eine Freundschaft gepflegt. Einer der Männer hat mir nach seinem Tod sogar gesagt, dass mein Vater sein bester Freund war.
Ich glaube, dass er sich wegen seiner Handlungen mit den Jungen auch Sorgen machte. Er hat bei vielen später nachverfolgt, ob sie geheiratet haben, Kinder bekamen, ein normales Leben führten. Also wusste er ja, dass es für die Jungen nicht gut war"
Warum heisst das,dass er wusste, "
dass es für die Jungen nicht gut war""?
Auch sagt er zum Schluss:
"Andererseits nehme ich meinen Vater überhaupt nicht in Schutz. Er ist Lehrer geworden, hat den Kontakt gesucht. Er hat sich nicht selbst zurückgehalten. Das ist unverzeihlich."
Weiss er denn, wie sein Vater als Lehrer war und ob Schüler durch ihn "geschädigt" wurden? Warum soll ein Pädophiler nicht Lehrer sein dürfen? Muss er sich nicht, wie alle Lehrer, an bestehende Gesetze halten? Darf man da präventiv eine ganze Menschengruppe einfach ausschliessen?


Ich habe auf  Amazon folgende Rezension geschrieben:

Eine „Lebensmelodie“!
6. Oktober 2015
Da schreibt ein Sohn einen Nekrolog auf seinen pädophilen Vater und kramt in seinen eigenen Erinnerungen und in den schriftlichen Hinterlassenschaft dieses Verstorbenen.
Eine „Lebensmelodie“!
Das Buch beginnt mit einem Vorspiel und provoziert schon mit dem ersten Satz! Zwei Jungen, die ihre kindlichen Spiele treiben, von denen Erwachsene eigentlich nichts mitbekommen sollten.

Nach dem Vorspiel folgt eine kurze Ouvertüre, in der etwas Entscheidendes eröffnet und etwas noch mit einem Fragezeichen versehen wird, das Inhalt des Buches werden soll.

Auf die Ouvertüre folgt eine kurzes Kapitel mit der Bezeichnung „Zerinnerungen“.

Es sind nicht nur Erinnerungen, sondern eben Zerreisproben, wenn dieser Sohn im Nachhinein versucht, seinen Vater verstehend zu beschreiben.In diesem Abschnitt erfährt man, dass dieser Vater in seinem Sohn schon als er noch ein kleiner Bub war, zwiespältige Erinnerungen hinterlassen hat und dass der Sohn erst als erwachsener Mann vom Vater selbst über dessen bis dahin verschwiegenen Seite erfahren hat.
Ein wichtiger Satz steht da drin. Einer, der vor allem deshalb so wichtig ist, weil damit schon etwas ausgesagt wird, das in der Gesellschaft fast einstimmig als unglaubhaft gilt, dass ein pädophiler Vater ein „normaler“ Vater mit guten und unbequemen Eigenschaften sein kann und sich nicht an seinen eigenen Kindern vergeht.
Dann folgt das „Trauerspiel“ über die Frühgeburt seines Vaters als drittes Kind einer Bauernfamilie, die im Lauf der Jahre auf 15 Kinder anwuchs. Der Sohn zitiert im ganzen Buch aus Aufzeichnungen seines Vaters und fügt immer wieder kritische Fragen ein, gestellt von einer imaginären Person, - oder ist es sein Unterbewusstsein?
Auf dieses traurige Kapitel folgt ein Kapitel in „Dur“, das vom beruflichen Aufstieg seines Vaters erzählt und doch nicht so recht freudig stimmt. Es endet mit dem deutungsschweren Satz:
„Er hatte sich sichtbar gut ins Leben gelogen“.

Darauf setzt sich der Sohn mit der gesellschaftlichen Situation auseinander, mit der er und sein pädophiler Vater sich zurechtfinden mussten. Sowohl der Vater in seinen schriftlichen Erinnerungen, wie auch der Sohn mit seinen Erfahrungen wundern sich, wie alles geschehen konnte, ohne noch schlimmere Folgen.
Dann folgen Kapitel über die „kriminelle“ Seite seines Vaters in einem Wechsel von konkreten Ereignissen und reflektierenden Gedanken. Das „Kriminelle“ entsteht nicht nur aus den Ansichten des Sohnes, sondern flackert auch auf aus Aufzeichnungen seines Vaters, als was es in unserer Gesellschaft gesehen wird: Als das Verbotene, Verfemte und Strafwürdige, auch wenn sowohl beim Vater wie beim Sohn eine zweideutige Auffassung besteht und es bei beiden nicht zu einer befriedigenden Lösung führen kann. Der Sohn versucht, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt seines Vaters zu versetzen und vergleicht das Verhalten seines Vaters zu ihm und zu den von diesem geliebten Knaben und vermisste selbst Liebe, die dieser in eher eigennütziger Weise diesen Knaben zukommen liess. Er verrät auch einiges aus seiner eigenen Biographie und wird sich auch bis zum letzten „in Moll“ gehaltenen Kapitels nicht einig, ob er seinen Vater in diesem Buch so beschrieben hat, dass er mit Überzeugung sagen könnte: Das war mein Vater!
Zu viele Fragen mussten offen bleiben, zu vieles ist mit gesellschaftlichen Vorurteilen belastet, als dass ein solches Vater-Sohn-Verhältnis zu einer befriedigenden Klärung kommen könnte.
Die Problematik – sowohl was die Beziehungen seines Vaters zu den von ihm geliebten Knaben betrifft, wie die schwierigere zu diesem Sohn, wird sehr eindrücklich, offen und aus verschiedensten Gesichtspunkten beschrieben.
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zum besseren Verständnis von Menschen, die ihr Leben mit der nicht „heil“baren Eigenschaft „Pädophilie“ zu bestehen haben. In diesem Buch wird nicht über ein „Monster“ geschrieben und es handelt auch nicht von eigentlichen „Opfern“, wie man sie eben erwartet, wenn über „Pädophile“ geschrieben wird.
Der Vater stirbt in Einsamkeit. Eindrücklich, was einer seiner ehemaligen kleinen Freunde – nun Vater von mehreren Kindern - am Grabe des ehemaligen „Täters“ sagte.
Der Sohn schliesst das Buch über seinen Vater in einem „Schlussakkord“ mit der Widmung: „ALLEN OPFERN!“
Dieser letzte Satz passt so wenig zu dem Buch wie das Bild auf dem Schutzumschlag. Mag sein, dass diese Ungereimtheiten einer Konzession zuzuschreiben sind, damit das Buch von unserer Gesellschaft überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Es wäre sehr schade, wenn es nicht die verdiente Beachtung fände.


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