Sekschüler fordern härtere Strafen für Paedophile - tinjo!

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Sekschüler fordern härtere Strafen für Paedophile

Themen > Schule und Erziehung


"Die Klasse 3AB aus Hittnau hat es auf die Traktandenliste der Bundesversammlung geschafft."

... so wird heute im Tages-Anzeiger eine Aktion von
21 Schülerinnen und Schülern der letztjährigen Abschluss-Sekundarklasse vorgestellt. Sie haben eine Petition mit dem Titel:

«Höhere Strafen für Kinderschänder»

an das Parlament gesandt .

«Uns ist es wichtig, dass einem Kinderschänder eine höhere Strafe zugeteilt wird als beispielsweise einem Einbrecher» heisst es im Petitionstext.
Gefordert wird,
"dass «besonders schwere» Pädophiliedelikte künftig mit einer «lebenslänglichen», also 25-jährigen Gefängnisstrafe geahndet werden.Für «mittelschwere Fälle» sei das Strafmass auf 10 bis 20 Jahre anzusetzen, für «leichte» auf bis zu 10 Jahre oder eine Geldbusse. Die Rechtskommission des Nationalrats wird an ihrer zweitägigen Sitzung, die heute Donnerstag beginnt, über die Petition entscheiden."
Wie ist es zu dieser Aktion gekommen? Der Lehrer der Schüler erklärt, dass diese plötzlich "Feuer fingen", als sie einen Artikel im Tages-Anzeiger über einen "Pädophiliefall" besprachen.
" Viele fanden, die Täter würden zu milde bestraft."

Die Schüler recherchierten die heutige Rechtslage und haben anschliessend den Petitionstext erarbeitet und  dafür noch insgesamt etwa 200 Unterschriften im Dorf gesammelt
«für uns eine etwas enttäuschende Zahl», meint der Lehrer Müller. Die Petition wurde nach Bern geschickt und "entsprechend gross war bei Müller und seinen Schülern die Freude, als die Parlamentsdienste den Empfang der Petition bestätigten."
Keine Selbstverständlichkeit, denn
"99 Prozent" der Petitionen würden "im Parlament diskussionslos abgelehnt".

"«Ich werde in der Rechtskommission den Antrag stellen, der Petition Folge zu geben», sagt Nationalrätin Natalie Rickli (SVP, ZH). Dass sich ein Kommissionsmitglied für eine Petition starkmacht, ist per se schon ein Ausnahmefall.* Um die Chancen ihres Antrags zu erhöhen, will ihn Rickli mit einem möglichst allgemein gehaltenen Auftrag an den Bundesrat verbinden: Sie fordert von der Regierung noch keine konkreten Strafmasse, sondern lediglich eine Verschärfung der fraglichen Passagen im Strafrecht.

Dass sich Rickli für diesen Schülerwunsch einsetzt, ist nicht verwunderlich, nutzt sie doch jede Gelegenheit, um ihrem Lieblingsthema "Pädophilie" noch etwas mehr Verachtung zuzufügen.
Da wird Ricklis SP-Kontrahent Daniel Jositschs ablehnende Haltung mit der Begründung:
«Der heutige Strafrahmen ist ausreichend: Bei den meisten Sexualverbrechen an Kindern können die Gerichte jetzt schon bis zu 15 Jahre Gefängnis verhängen.» beim Parlament wohl kaum Eindruck machen, auch wenn er meint das Problem liege "eher darin, dass die Richter ihren Spielraum zu wenig ausnützen. «Wegen der Gewaltenteilung können wir Politiker hier aber nicht einfach eingreifen.»."
Dass sich Jositsch und Rickli einig sind "in ihrem Lob für das Engagement der Jugendlichen. «Super, wenn eine Klasse so etwas macht»,und es auch der "Hittnauer Schulpräsident Matthias Recher " ähnlich sieht, daran gibt es an sich nicht zu kritisieren.

Politisches Engagement von jungen Menschen ist sicher etwas Gutes, aber hier müssten Politiker wie Jositsch mit den Schülern Klartext sprechen. Wenn er deren Petition schon ablehnt, müsste er mit ihnen auch das direkte Gespräch suchen und abklären, wie sie auf so unzutreffende Behauptungen kommen wie:
«Uns ist es wichtig, dass einem Kinderschänder eine höhere Strafe zugeteilt wird als beispielsweise einem Einbrecher»?
Da werde ich den Verdacht nicht los, dass hier vom Lehrer oder von einzelnen Schülern (wohl beeinflusst von ihren Eltern) das längst bekannte Cliché aufgefrischt wird, dass "Pädophile" ganz allgemein zu wenig bestraft würden.

Was in dem Artikel nicht erwähnt wird, aber wohl ausschlaggebend war für
die Petition, ist ein "Pädophiliefall" der letztes Jahr in einem Nachbardorf für Aufsehen sorgte. Darüber berichtete der Tages-Anzeiger:  "In Nänikon-Greifensee ZH ist ein Oberstufenlehrer Ende Mai per sofort freigestellt worden: Er war vorbestraft wegen Kinderpornografie und wegen sexueller Handlungen mit Kindern. Weder den lokalen noch den kantonalen Behörden war die heikle Vergangenheit des Pädagogen bekannt.
Wie «10vor10» meldet, hatte das Bezirksgericht Zürich den heute 59-Jährigen 2011 wegen Kinderpornografie verurteilt. Es bestrafte ihn mit einer bedingten Freiheitsstrafe von 15 Monaten und einer Busse von 1000 Franken.
Bereits früher hatte ein Gericht in Thailand den Mann wegen sexueller Handlungen mit Kindern zu einer bedingten Haftstrafe verurteilt. Gegen eine Kaution kam er damals auf freien Fuss.
Keine Vorkommnisse in Nänikon"*

Der Lehrer sagte aus, dass «die seinerzeitigen Anschuldigungen nicht gerechtfertigt,*" seien "und die Darstellung in den Medien" seien "nicht korrekt gewesen». Er habe sich nie des Missbrauchs Minderjähriger schuldig gemacht.*
Zwar gelte für den Beschuldigten «nach wie vor die Unschuldsvermutung*», hält der Elternbrief fest. Dennoch: Die Vorwürfe seien derart schwerwiegend, dass der Lehrer «in unserem Schulhaus keinen Unterricht mehr erteilen» werde.

Dieser Lehrer wurde freigestellt, obwohl es "Keine Vorkommnisse in Nänikon" gab.

2o minuten wurde noch deutlicher im Bericht über diesen Fall: "Der «Neue» war beliebt bei den Schülerinnen und Schülern und auch bei deren Eltern. Als bekannt wurde, dass er aus organisatorischen Gründen im Sommer eine andere Klasse übernehmen sollte, wehrten sich Schüler und Eltern gegen diesen Wechsel.*
Um dieses Problem zu diskutieren wurde ein Elternabend anberaumt, so Wendelspiess.
(Chef des Zürcher Volksschulamtes) Aufgrund der Ereignisse war das Thema dann ein ganz anderes: Die Freistellung des Lehrers infolge von Vorstrafen, die gegen ihn vorliegen sollen. Auch nach Bekanntwerden jener Vorfälle seien keinerlei Meldungen über Verfehlungen in Nänikon eingegangen*."
Doch "Wendelspiess selbst ist «für die harte Linie» gegenüber pädophilen Lehrkräften. Dies nicht, um ihnen lebenslänglich jede Chance zu nehmen und sie als Menschen zu verurteilen. «Sie sollten aber einen anderen Beruf wählen». Er bezweifle nämlich, dass jemand, der «zuhause harte Kinderpornos konsumiert», in der Schule unbefangen mit Kindern und Jugendlichen umgehe."

Ist sich Wendelspiess bewusst, wie er sich da in Wiedersprüche veheddert? Wenn er "nicht, um ihnen lebenslänglich jede Chance zu nehmen" pädophile Lehrer entlässt, was lässt er ihnen denn für eine andere Chance, als sich lebenslang von Kindern fernzuhalten und nochmals von vorn anzufangen mit ihrer Berufsausbildung? Und nochmals: "Keine Vorkommnisse in Nänikon". Wenn jemand «zuhause harte Kinderpornos konsumiert», muss das noch lange kein Beweis sein, dass er nicht "in der Schule unbefangen mit Kindern und Jugendlichen" umgehen kann! Denn 1. müsste zuerst einmal genauer untersucht werden, was sich dieser Lehrer angeschaut hat und was er dabei dachte. Und 2.müsste bei solchen Zweifeln auch bei Lehrern hart durchgegriffen werden, die z.B, in einem Schiessklub Mitglied sind. Sie könnten ja auf die Idee kommen, ihre Waffe mal bei ihren Schülern auszuprobieren!
Blöder Vergleich, wird man mir jetzt zurufen.
Ist er aber so blöd?
Obwohl man einem Schützen zumutet, dass er seine Vorliebe fürs Schiessen so ausübt, dass niemand zu Schaden kommt und man ihm nicht verbietet, gleichzeitig Lehrer und Schütze zu sein, nimmt man einem "Pädophilen" trotz unauffälligem oder gar vorbildichem Verhalten als Lehrer nicht nur seine Existenzgrundlage, d.h. sein gelernter Beruf, sondern auch noch den Kontakt zu jenen, denen seine ganze Hingabe galt und die ihn und sein Verhalten schätzten...

  • Ist das wirklich das, was diese Hittnauer-Schüler wollten, dass solche Lehrer, die vielleicht einmal einen Fehler gemacht haben, noch härter bestraft werden?

  • Ist das wirklich das, was diese Hittnauer-Schüler wollten, dass solche Lehrer ihr Leben lang ihre Fähigkeiten nicht mehr dort  einsetzen könnten, wo sie so geschätzt wurden?


  • Warum kam der Lehrer dieser Schüler nicht auf die Idee, mit diesen über Möglichkeiten zu sprechen, wie ein "Pädophiler" seine Fähigkeiten zu Gunsten seiner bevorzugten Kontaktpersonen, den Kindern, ohne Schaden anzurichten, nutzen kann?

  • Warum kann man einem Lehrer, der vielleicht einmal einen Fehler gemacht hat, nicht dieselbe Hilfe anbieten, die doch sonst auf fast allen Gebieten möglich ist: Nämlich die Möglichkeit, offen über Dinge zu sprechen, die ihm vielleicht in seiner Berufsausübung Mühe machen oder wo er in Konflikte kommt?


Muss man einen Lehrer gleich kalt stellen, auch wenn er so beliebt war und ihm in der aktuellen Situation nichts vorzuwerfen ist? Wäre es nicht besser gewesen, man hätte das Gespräch zwischen Schüler und Lehrer gesucht und im Hilfe zugesagt, wenn er in Gefahr geriete, seine Gefühle nicht mehr zu beherrschen.

  • Sind denn Schüler so dumm, dass man ihnen Lehrer vorsichtshalber wegnehmen muss, weil man ihnen nicht zutraut, sich zu wehren, wenn ihnen etwas Unangenehmes passiert'


Ich komme immer mehr zur Überzeugung, dass die ganze Hetze gegen "Pädophile" eigentlich nichts anderes ist, als eine immer enger werdende Bevormundung der "Kinder" und diese gar nicht merken, wie wenig man ihnen an Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit zumisst.
 

*Hervorhebungen durch mich


NACHTRAG am 25.Januar 2014:

Gemäss Bericht im "Zürcher Oberländer" hat die  Rechtskommision dem Nationalratsplenum mit 17 zu 7 Stimmen gestern empfohlen, die Petition der Hittnauer Schüler abzulehnen. Die Unterstützung durch NR Rickli hat also nichts gebracht.

Zum Glück, möchte ich sagen, denn so muss sich nicht nur sie, sondern auch diese Schulklasse merken, dass besseres Recherchieren und Besinnung auf Verhältnismässigkeit unbedingte Voraussetzung wären, bevor man Forderungen stellt.
 

>>>siehe auch hier!<<<

 
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