Pittet- von einem Pater "missbraucht"... - tinjo!

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Pittet- von einem Pater "missbraucht"...

Themen > Berichte zu "Pädophilie" in den Medien

"«Am 15. August 1971, im Alter von zwölf Jahren, habe ich dem Priester verziehen, der mich vergewaltigte, dies noch ehe ich aus seinen Fängen weg war», sagt Daniel Pittet  im Gespräch mit cath.ch. «Es war die Verzeihung durch ein Kind, sicher. Aber an diesem Tag hörte ich, wie er über die Mutter Gottes predigte. Die Leute trockneten ihre Tränen mit Taschentüchern. Ich wusste, dass ich von Pater Joël Allaz nach der Messe vergewaltigt werden sollte. Das war fast wie eine ‘Liturgie’. Ich sagte mir aber: ‘Er ist Priester und was er sagt, ist richtig. Es ist ein anderer Mensch in ihm, ein Ekel, ein Schwein. Ich habe meine Rechnung gemacht. Ich verzieh ihm’.»"
Ein Zwölfjähriger verzeiht seinem "Vergewaltiger" und lässt sich nach dem Verzeihen auch weiterhin "vergewaltigen", weil er scheinbar keine Möglichkeit sieht, sich vor dem Zugriff dieses Priesters zu schützen.
Pittet schätzt also als Zwölfjähriger den Priester wegen seinen Worten höher ein, als den schweinischen Mensch, der er dann ist, wenn er ihn zu sich holt und lässt es hilflos geschehen.
Kindliches Denken und Handeln, wie er selbst feststellt.
(Von der Erwachsenenwelt wird ihm aber erst ab 16 zugetraut, selbst entscheiden zu können, wenn es um sexuelle Dinge geht - also wäre er auch nicht fähig, etwas zu verzeihen, was er nicht versteht!)
Doch wo sind da die Bezugspersonen von Pittet geblieben?
Warum hat ihm niemand schon viel früher gesagt "geh nicht mehr zu ihm", warum hat Pittet das "Martyrium" so lange über sich ergehen lassen müssen, ohne dass jemandem etwas aufgefallen ist?
"Pittet stammt aus einer zerrütteten Familie. Der Vater verliess diese, als der Junge vier Jahre alt war. «Als ich meiner Grossmutter und meiner Mutter verkündete, dass ich zu einem Kapuziner im nahen Kloster gehe, waren sie sehr stolz. Sie waren froh zu sehen, dass er mich holte und wieder zurückbrachte. Ich habe nie gewagt, ihnen etwas zu sagen."
Hier zeigt sich, was sich alle merken müssen, die sich für wahren und wirksamen Kinderschutz einsetzen:
Warum wagen Kinder nicht, jemandem zu sagen, was sie erleiden müssen?
Ist das nicht ebenso schlimm wie das Erleiden von Dingen, denen Kinder scheinbar schutzlos ausgeliefert sind?
Warum wird da nicht auch die Gleichgültigkeit der Gesellschaft angeprangert,
warum werden nicht auch diejenigen zur Pflicht gerufen, die um das Wohl der Kinder besorgt sein sollten?
Meine Mutter hatte den Pater aufgefordert, mir Sexualkundeunterricht zu geben.»
Natürlich hat sie sich das anders gewünscht als der Pater dies wohl getan hat. Verständlich zwar, dass der Knabe damals nicht klar einschätzen konnte, was ihm geschah. Immerhin hat er es mit zwölf gekonnt, ohne aber schon Hilfe zu suchen.
"Der Priester vergewaltigte den Jungen in den Jahren 1968 bis 1972 regelmässig."
Nochmals: 4 Jahre "Hölle" und  niemand  hat abgeholfen, aber der Knabe hat scheinbar auch nicht wirklich Hilfe gesucht.
«Das schönste Foto, das es von mir als Kind gibt, stammt von Pater Joël. Er hat es in ihrer Zeitschrift ‘Foyers’ veröffentlicht und einen Text hinzugestellt, der voller zweideutiger Anspielungen war."
Scheinbar hat ausser ihm niemand die  Anmerkungen als zweideutig empfunden und sicher war der Knabe auch stolz, in einer Zeitschrift abgebildet zu werden, wie er sicher auch alles genoss, was ihm der Pater finanziell ermöglichte. (Ich frage mich zwar, wie ein Pater zu Geld kommt und einem Buben z.B. Ferien bezahlen konnte...?)
"In der Schule haben die Lehrer gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie führten dies aber auf den Tod meiner Grossmutter und die Probleme in der Familie nach dem Weggang meines Vaters zurück. "

Wenn also die Lehrer etwas gemerkt haben und falsche Schlüsse daraus zogen, warum hat der Knabe geschwiegen? Muss man ihm Vorwürfe machen oder sich nicht eher fragen, weshalb bereits Kinder scheinbar genau wissen, was sie sagen dürfen und was nicht, um nicht in Schwierigkeiten wegen den Reaktionen der Erwachsenen zu kommen?
"Ich war auch bei einem Psychiater, der aber nichts entdeckte oder nichts sagte. Er hat mich nie auf sexuelle Dinge angesprochen."
Auch hier wieder: der Knabe wäre doch froh gewesen, hätte ihn der Psychiater auf sexuelle Dinge angesprochen, doch weshalb wagte er nicht von sich aus, darüber zu sprechen? Zudem wohl ein komischer Psychiater, der "nichts gemerkt" haben soll...
"Entweder hat er schlecht gearbeitet oder dann ging er davon aus, dass ein Richter mir nie geglaubt hätte. Solche Fakten machen eine Familie kaputt. Also wagt niemand, davon zu reden.»"
Die wahren Fakten, die nicht nur ein Familienleben kaputt machen, sind in der mangelnden Bereitschaft zum Gespräch zu suchen. Wie oft könnte Schlimmeres verhütet werden, wenn offen über bestehende Differenzen oder Probleme gesprochen werden könnte. Das müsste schon Kindern viel endringlicher beigebracht werden.
«Ich habe zur Mutter Gottes und zur heiligen Theresia vom Kinde Jesus (Thérèse von Lisieux, die Red.) gebetet, damit sie mich von diesem Mann wegnehmen. Ich habe Bäche geweint, Badewannen gefüllt. Es dauerte aber dann doch noch einige Zeit, bis ich zu den Paulus-Schwestern versetzt wurde, wo meine Grosstante lebte, die beschloss, dass ich nicht mehr zu diesem Pater Joël gehen muss.»
Warum konnte er "ganze Badewannen" voll weinen, ohne dass dies jemandem auffiel oder jemand ihn fragte: "warum weinst du"?
Warum hat er nur um Hilfe gebetet und sich niemandem aus seinem Umfeld anvertraut?
"Eigentlich möchte Pittet gar nicht auf die Vergangenheit zurückkommen, «weil ich auf dieser aufgebaut wurde. Wer wäre ich heute, wenn ich das nicht erlebt hätte? Ich bin sicher, ich wäre nicht besser. Ich habe wahnsinnig gelitten. Ich habe darum die Bescheidenheit gelernt. Die Begeisterung, die ich als Kind hatte, habe ich nach wie vor. Ich habe eine Familie gegründet."
Er selbst also findet, er wäre nicht besser, wenn er dies alles nicht erlebt hätte. Er habe Bescheidenheit gelernt, weil er wahnsinnig gelitten habe.
Auch das viellleicht kindliches Denken. Aber er sagt dies jetzt als 58-jähriger Familienvater und findet selbst, dass er trotz allem die Begeisterung, die er als Kind hatte, nicht verloren habe.
"Einen besseren Weg hätte ich nicht gefunden, auch wenn ich heute psychisch und physisch ziemlich lädiert bin. Ich bleibe ein zerbrechlicher Mann, ich weiss aber, dass das, was ich sage, richtig ist. "
Was meint er wohl damit, dass das richtig sei, was er sagt?
Seine Widersprüche???
Er hat dem Priester verziehen und hat es zugelassen, dass er weiterhin "vergewaltigt" wurde.
Also hat er gar nicht versucht, sich dem Priester zu entziehen oder jemandem von den "Höllenqualen" zu erzählen, die er bei diesem durchmacht. Weshalb klagt er "nur" über das, was der Priester mit ihm machte, aber nicht über die Tatsache, dass er diesem hilflos ausgeliefert war?
Er hat dem Priester schon als Zwölfjähriger verziehen, klagt aber auch als 58-Jähriger nur den "Schweinehund" in diesem Priester an!
Weshalb klagt er nicht auch "die Gesellschaft" an, die ihn hilflos leiden lässt und nicht merkt, wenn Kinder "durch die Hölle" gehen müssen?

"Ich weiss auch, dass gewisse Leute in der Kirche entsetzt sein werden. Man muss aber reinen Tisch machen.»"
Stattdessen will er dafür sorgen, dass alles "auf den Tisch" kommt, was noch nicht aufgedeckt wurde, um es dann so zu verarbeiten, dass es einen "reinen Tisch" gibt.
"Pittet wollte es nicht mehr schlucken und nahm Kontakt mit dem Offizial (Richter) des Diözesangerichts des Bistums Lausanne-Genf-Freiburg, dem späteren Vatikandiplomaten und Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Périsset, auf. Dieser schenkte ihm Glauben. Er beorderte den Kapuziner zu sich. Joël Allaz gestand die Taten. «Zu jener Zeit war ich aber der einzige Kläger.» Er erhielt ein Papier, das den Tatbestand bestätigte. «Ich wollte aber, dass der Kapuziner von Kindern lässt». Dieser wurde nach Frankreich versetzt. «Man sagte mir, er werde sich behandeln lassen und ich solle mich nicht weiter um die Sache kümmern. Was ich auch tat.»"
Doch 2002 entdeckte er,
"dass der Ordensmann im französischen Grenoble weiterhin «tätig» war. «Das Bistum hat in der Tat Pater Joël wie eine heisse Kartoffel den Kapuzinern zurückgegeben, und der Provinzial hat ihn anderswohin geschickt.»"
Da wurden die Medien "auf die Angelegenheit aufmerksam.
Ich schrieb schon 2008 über die damalige Berichterstattung die dazu führte, dass sich ein Priester das Leben nahm. Wegen diesem Suizid wandten sich die Angehörigen des Priesters an den Presserat. Dieser rechtfertigt die Auffrischung längst vergangener Vorwürfe mit der Begründung:
«Recht auf Vergessen» gilt nicht absolut:
*Strafrechtlich verurteilte Personen haben ein Recht auf Vergessen. Dies gilt auch bei Einstellung eines Strafverfahrens. Das Recht auf Vergessen gilt aber nicht absolut. Medien dürfen ausnahmsweise auch über frühere Strafverfahren berichten, falls dies durch ein überwiegendes öffentliches Interesse gerechtfertigt ist und sofern sie dies in verhältnismässiger Weise tun. Zulässig ist die Berichterstattung insbesondere dann, wenn ein Zusammenhang zwischen einem früheren Verhalten und der aktuellen Tätigkeit einer Person besteht."
Doch nun soll die Hetzjagd wieder aufgenommen werden, aber man wird vorsichtiger und versucht, weiter Suizide zu vermeiden. Hier nur eine Zusammenfassung, was in den Medien über Pater Joël Allaz geschrieben wird.
"Drei Jahre, nachdem Daniel Pittet vom Zugriff des Priesters befreit war, verschwand dieser aus seinem Gedächtnis."
Wenn das wirklich stimmt, müsste er auch die "Hölle" von damals überwunden haben.
Hat er aber scheinbar nicht, denn:
"1989 stiess er auf ein Opfer von Pater Noël. «Das war wie ein Aufwachen. Ich verfiel in Trance. Meine ganze Geschichte kam wieder an die Oberfläche.»"
Ein "Aufwachen" aus einer Zeit, die scheinbar von all dem früher Erlebten unbelastet war?
Ein befreundeter Journalist kontaktierte Daniel Pittet und fragte, ob er etwas wisse. «Ich weiss nicht so recht, aber es gibt mich.» "
was immer er damit auch sagen will, er sagt es dem Journalisten vorerst nur anonym:
" Es gab aber auch Leute, die ihm andeuten, er solle den Mund halten. Das führte ihn in eine Depression. Er wurde mehrere Monate krank geschrieben."
Nochmals die Frage an Pittet: "Warum liessen Sie sich wegen Aussagen von "Leuten" in eine Depression treiben? Waren es diese Leute oder war es die Erinnerung an die "Hölle", die Sie bei Pater Joël erlebten?
Ich denke, es war wohl beides. Dem Pater aber haben Sie verziehen, den "Leuten" fühlten Sie sich aber scheinbar immer noch wehrlos ausgeliefert.
Doch dann kam der Kontakt zu Papst Franziskus und sein wohlwollendes Verhalten:
"Der bekannte französische Obdachlosen-Pfarrer und langjährige Freund, Guy Gilbert, riet ihm, ein Buch zu schreiben ... Den letzten Anstoss zur Veröffentlichung gab Papst Franziskus. Pittet traf in der Entstehungszeit seines Buches «Lieben ist alles geben» den Papst. Dieser habe ihn gefragt, woher seine Begeisterung stamme. Während des Gesprächs kam es zur Aussage: «Ich wurde während vier Jahren von einem Priester vergewaltigt.» – «Das ist ausserordentlich», habe der Papst geantwortet, «indem er mich in die Arme nahm»."
Pitett fragte ihn, ob er zu seinem Buch das Vorwort schreibe. Der Papst sagte zu.
Jetzt fehlte für Pittet nur noch eines:

Er "erwog auch, dass sich sein «Peiniger» im Buch äussern konnte. Ihm wollte er sagen: «Dank dir war ich in der Scheisse. Du bist es auch. Du sollst über dein Leiden reden können.» "

Über den Westschweizer Bischof Charles Morerod, der Pater Joël besuchte, kam er dann selbst mit diesem wieder in Kontakt.
"Im Nachwort zum Buch berichtet der Bischof über die Begegnung."
Als Pittet diesen Bericht  las, sagte er sich:
"Das ist fürchterlich. Ich hatte noch mehr Mitleid mit ihm.»"
Es kam dann zu einer persönlichen Begegenug im Kloster.
"«Als ich ihn sah, tat es mir weh, denn es bestärkte mich in dem, was ich bereits seit vierzig Jahren dachte: Es handelte sich um einen perversen, kranken Pädophilen.» Er sprach als Egoist nur von sich und seinen Leiden. Für die Opfer hatte er kein Wort übrig. Er zeigte sich überzeugt, dass er in der Hölle enden werde"
Wenn er aber überzeugt war, dass er in der Hölle landen werde, müsste in seiner Aussage doch eine Verzweiflung zu spüren gewesen sein, ein Gefühl, dass er Leid angerichtet hat...?
Pittet hat ihm geantwortet:
"Du bist nicht der Einzige, der schreckliche Dinge begangen hat. Wenn du beichtest und der Priester dir verzeiht, werden wir uns im Himmel wieder treffen. Es war, wie wenn ich ihm einen ‘Trick’ verraten hätte, um in den Himmel zu kommen. Ich bin froh, dass ich ihm das sagen konnte.»"
Nochmals ein grosszügiges Verzeihen, das sogar das irdische Sein übersteigt! Ich habe zwar grosse Achtung vor Pittets Haltung, frage mich aber, weshalb ihm dieses Verzeihen und sogar die Hoffnung, Pater Joël im Himmel ("gereinigt?") wieder zu treffen, so wichtig ist, wenn er doch anderseits meint:
"Das Bistum nehme heute die Situation sehr ernst, müsse aber noch mehr auf die Opfer zugehen, die ihn als «Fahnenträger» sehen. Noch werde der Missbrauch durch Kinder nicht allerorts ernst genommen. So habe ihm der Papst gesagt: «Pädophile in Italien? Das gibt es nicht.» Pittet hofft, dass sein Buch weitere Menschen auf die Problematik aufmerksam macht.
Er scheint nicht abgeneigt zu sein , als "Fahnenträger" in einer Menge von "Missbrauchsopfern" zu gelten, die ihre Peiniger enttarnen und ruft die zum Handeln auf, die noch schweigen. Bescheidenheit, die er gelernt hat, gilt wohl nicht, wenn es um Aufdeckung von "Missbrauch" geht. Dass der Papst zu ihm sagte, Pädophilie gebe es in Italien nicht, muss irgenwie ein Missverständnis sein.  
"Einen weiteren Wermutstropfen gibt es. Die Kapuziner haben ihn Joël Allaz aller Ämter und seelsorgerlichen Aufgaben entbunden. Er wurde aber nicht vom Orden ausgeschlossen. Pittet: «Es braucht vermutlich ein Vorwort des Papstes, damit er vom Priesteramt ausgeschlossen wird. Wenn er aber nicht im Kloster wäre, wäre er seiner Natur gemäss wieder tätig geworden oder hätte sich umgebracht.»"
Immerhin sieht auch Pittet, dass die "Welt" vor Pater Joël (und er vor sich selbst) besser geschützt ist im Kloster, als wenn er ausgeschlossen worden wäre.

Das Buch von Daniel Pittet: Mon Père, je vous pardonne

..ist seit Sommer 2017 auch auf deutshc erhältlich.

Nachtrag, April 20018:
In "Republik" erscheint Ende März 2018 ein Bericht zu dem Fall. Vom Bistum Freiburg wurde eine Untersuchung zu dieser Affäre durchgeführt. Die Untersuchungskommission hat am 27. März 2018 über ihre Ergebnisse berichtet:«Mgr. Morerod versuchte Licht in die Möglichkeit von weiteren beteiligten Personen innerhalb seiner Diözese zu bringen, unter Einbezug mehrerer Zeugen, welche mit [Joël Allaz] zu tun hatten. Das Treffen mit diesen Zeugen führte jedoch zu keinen neuen Erkenntnissen.»

Der Verfasser des Berichtes in "Republik", Michael Rüegg, beleuchtet diesen Fall aus einer anderen Persepektive, nicht als den "Missbrauchs"-Skandal, wie er ab Februar 2017 vor allem im Blick, aber auch im Tages-Anzeiger und "Le Matin" in mehreren Folgeartikeln ausgebreitet wurde. Rüegg interessiert sich für die Verantwortlichen in der Kirche, die es nicht zu verhindern wussten (oder wollten), dass der beschuldigte Pater so lange ihm unterstellte Kinder sexuell beläsigte.

Er stellt in seinem Bericht fest:  
"Bischof Morerod, Buchautor Pittet und Boulevardjournalist Grabet sind längst ein eingespieltes Team. Der Bischof lenkt die Scheinwerfer auf den Kapuzinerorden. Pittet erhält grossflächige Werbung für sein Buch. Und Grabet kann seine Story an zwei auflagenstarke Zeitungen verkaufen."
Es entstand also eine "scheinheilige" Allianz, die von den eigentlichen Fehlleistungen in der "Kirche" ablenkte und alle Schuld dem Kapuzinerorden zuwies.

Denn: "es kommt noch dicker für den Kapuzinerorden. Aus einem anderen Bistum, nämlich Chur, meldet sich Bischofssprecher Giuseppe Gracia als anonymer Informant via Mail bei befreundeten Journalisten. Darin lenkt er die Aufmerksamkeit auf Mauro Jöhri. Als Generalminister der Kapuziner führt Jöhri heute den Weltorden. Doch während der Nullerjahre war er drei Jahre lang Chef der Schweizer Kapuziner.*

Was wird dabei bezweckt?:
"Mauro Jöhri gilt als möglicher Nachfolger für den bald frei werdenden Bischofsstuhl in Chur. Und wer mit der Vertuschung eines Missbrauchsskandals in Verbindung gebracht wird, kann sich im Vatikan aktuell keine grossen Chancen ausrechnen. Die konservativen Intriganten des Bistums erreichen, was sie wollen: Der als progressiv geltende Jöhri fällt aus dem Rennen."

So kommt Rüegg zum Ergebnis:

"Blendet man in dieser Geschichte Täter und Opfer aus, verbleiben etliche Verantwortliche.Viele haben falsche, manche fatale Entscheidungen getroffen. Vergleichsweise wenig Schuld hat Bischof Morerod auf sich zu nehmen. Ihm kann man einzig vorwerfen, dass auch er wie alle anderen es versäumt hat, seiner Pflicht nachzukommen und die Taten in Rom anzuzeigen. Doch Morerod schanzte sich selbst eine unrühmliche Rolle zu, die des Intriganten. Indem er lieber mit dem Finger auf andere zeigte, als in den dunklen Ecken seines eigenen Bistums nachzusehen. Die Intrige war unnötig. "



 
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