Rüdiger Lautmann. Die Lust am Kind - tinjo!

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Rüdiger Lautmann. Die Lust am Kind

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Die Lust am Kind


Homepage von Rüdiger Lautmann

Lautmann befasst sich in diesem Buch nur mit den sogenannt "echten" Pädophilen:

"- der echte Pädophile interessiert sich allgemein für soziale Kontakte zu Kindern,eingeschlossen eine sexuelle Seite"

Er schätzt, dass zu diesem Typus "
5 % der pädosexuell aktiven Männer zuzurechnen sind."

Alle anderen pädosexuellen Handlungen schreibt er den verbleibenden zwei Gruppen zu, von denen er sich in diesem Buch abgrenzt:

"- der Ersatzobjekt-Täter befriedigt sich ersatzweise bei einem Kind, weil er den Zugang zu einem Erwachsenen nicht schafft;
- der aggressiv-sadistische Täter greift aus pathologischem Grund zur Gewalt."

Zur Idee zu diesem Buch kam er durch Notrufe von Pädophilen, weil sich einige Strafbedrohte an ihn wandten, die sich einig wurden, dass zwar der sexuelle Mißbrauch von Kindern unterbunden und bestraft werden muß, sie sich aber selbst nicht als Missbraucher fühlten. Den einzigen Rat, den er ihnen damals (in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts) geben konnte:
"Ihr müßt euch mehr öffnen, wenn ihr weniger verteufelt sein wollt."

Er hoffte und glaubte an
"die aufklärende Kraft erfahrungswissenschaftlicher Vernunft".

Er begann 1990 mit einem Forschungsvorhaben unter dem Titel: "Phänomenologie sexueller Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern", an dem noch eine Psychologin und zwei Sozialwissenschaftler, - alle, ausser Lautmann, ohne einschlägige Erfahrung-  beteiligt waren.

Sie suchten Kontakte zu Knaben- und Mädchenliebhaber. En Versuch, auch pädophile Frauen in das Projekt miteinzubeziehen scheiterte wegen mangelnder Kontakten zu solchen. Es war das erste deutschsprachige Projekt, das die
"sozio-sexuellen Seiten der Pädophilie empirisch" und "entschieden außerhalb psychiatrischer oder kriminologischer Ansätze" erforschte, sich also "auf das sogenannte Dunkelfeld" bezog. Es wurden sechzig Männer interviewt. Mit weitereren Pädophilen wurden informelle Gespräche geführt oder Aufzeichnungen gesammelt. Es waren zu "zwei Dritteln Knabenliebhaber, zu einem Drittel Mädchenfreunde, einige zeigen sich an beiden Geschlechtern interessiert". Die Untersuchung wurde über mehrere Jahre geführt.

Die Hauptfrage, die sich stellte:

  • "Wie verarbeitet das Kind das Erleben?"

Im Unterschied zu früheren Untersuchungen will Lautmann "begrifflich und empirisch" klären ob und wann eine Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentfaltung und eine Autonomieverletzung geschieht und glaubt, dass eine solche bei einer Begegnung zwischen Erwachsenem und Kind nicht immer schon logisch fest stehe.
Er schreibt:
"Die Kinder hängen an ihrem Liebhaber und könnten ihn jederzeit verlassen,wenn sie nur wollten."

Die gängigen Untersuchungen zur Festlegung sexueller Präferenzen lassen Fragen offen:

  • "Was bedeutet die erotische Präferenz für das so orientierte Subjekt?"

Eine erotisch-sexuelle Präferenz melde sich zwangsläufig und trete hervor. Pädophilie als Perversion und damit der Psychiatrie zu überantworten verbaue den Zugang zu dieser. Über Pädophilie könne man sich weder durch Belletristik noch durch die Massenmedien eine zutreffende Meinung bilden. Der Pädophile nehme den jungen Menschen so ernst, "daß er zu ihm in eine Liebe fallen kann".

Lautmann schreibt, er habe "s
ich auf die Seite der Jugend geschlagen" und stelle sich die Frage:

  • "Wo stehen Kinder, wie verhalten sie sich,was wünschen sie?"


Das Kind wird von Pädophilen als voller Mensch betrachtet: "
Ich nehme es für voll, auch wenn die manchmal mit ihren total blöden Bedürfnissen kommen." ...  "Nach der pädophilen Vorstellung ist ein Kind kein leeres Gefäß, in das nach und nach Kultur eingeflößt wird, bis es erwachsen geworden ist; sondern das Kind besitzt eine ursprüngliche Art, die es liebenswerter macht, als je ein Erwachsener sein könnte."

Lautmann grenzt sich ab von der von
"Wissenschaft und Laien" vertretenen Meinung,  "die pädophile Erregung" sei nur eine "Reaktion auf die physischen Besonderheiten des Kindes, auf den jungen Körper ohne Schamhaar, entwickelte Brüste u.s.f." Da gehöre viel mehr dazu. Dann beschreibt er sehr ausführlich, was Pädophile an den Kindern besonders reizt, was es braucht, dass sie sich in ein Kind verlieben können. Er zitiert Aussagen von Kindern ihren Liebhabern gegenüber, die zeigen, dass sie sich in dieser Beziehung wohl- und nicht ausgenutzt fühlen.  Er meint,  Mädchenfreunde hätten es "schwerer, ihre Neigung glaubhaft darzustellen und auf sprachliche Begriffe zu bringen." Bei Päderasten gelte immer noch wie einst bei den Griechen, "daß der Ältere dem Jüngeren stets auch Pädagoge ist." Er zeigt an Beispielen, wie solche Freundschaften funktionieren, was erwartet, was erlebt wird oder erlebt werden möchte.

Auf die oft gestellte Frage:

  • "Werden junge Menschen geliebt, weil sie noch nicht so festgelegt sind auf entweder männlich oder weiblich?"

kommt er zu einer andern Antwort als z.B. Sigmund Freud. Pädophilie ist nicht "das Verfehlen einer reifen Heterosexualität". Er zeigt auf wie verschieden Pädophile auf Alter, Aussehen und Art der Kinder reagieren und ihre Wünsche abgrenzen. Die Altersgrenzen sind fließend, wichtiger sind  die körperlichen Merkmale, und nicht in erster Linie das Alter. Es werden Aussagen von Pädophilen zitiert, die zeigen, wie vielfältig Beziehungen sein können und wie gross auch die individuellen Unterschiede sind  in der bevorzugten Alterskategorie und was die besonderen Reize der verschiedenen Altersstufen ausmachen.

Er erwähnt Kincaid der behauptet:
"die Geschlechtszugehörigkeit des Kindes mache in der pädophilen Phantasie wenig aus, denn diese ziele darauf, Differenzen, vor allem des Alters, einzuebnen und Gegensätze abzubauen."  Er kommt bei seinen Befragten jedoch zum Schluss, dass bei Pädophilen die Vorliebe für ein Geschlecht meist fest steht: "Was die Pädophilen berichten, unterstützt keine Androgyn- oder Geschlechtsneutralitäts-these."  Ganz im Gegenteil sei die Frage, ob Mädchen oder Bube, entscheidend und meist seien Vorlieben auch unüberwindbar auf ein Geschlecht fixiert. Er beschreibt aber auch Ausnahmen und Beispiele, wo die Interessen im Lauf der Zeit von einem zum andren Geschlecht wechseln und lässt auch bisexuelle Pädophile zu Worte kommen. Von den Befragten bekannten sich nur drei dazu die zudem sagten, sie würden auch mit erwachsenen Partnern verkehren, sie kennten also keine Grenzen des Alters und Geschlechts. Es bleibe da nur die Frage, "warum ihre Restheterosexualität sie nicht befähigt, die Risiken einer pädophilen Existenz zu meiden."

Bei jeder sexualwissenschaftlichen Untersuchung gebe es das Dilemma:

  • "Wie halte ich es mit dem Geschlechtsunterschied?"

Alfred Kinsey habe einfach zwei Reporte geschrieben, "einen über den Mann, einen über die Frau"   Es gibt einen Unterschied zwischen  "Selbstbefriedigung, der gleichgeschlechtlichen Liebe oder der ehelichen Wirklichkeit."
Das Sexuelle selbst kann jedoch nicht aufgeteilt werden. Es gehört, "sozusagen oberhalb der Geschlechtertrennung, zum Menschen." Deshalb schlidert Lautmann in diesem Buch auch die Pädophilie in ihrem gemeinsamen Kern und fragt erst dann nach den Unterschieden von jungen- und mädchenhaften Reizen und auf was die Pädophilen achten.

Er geht auf die Frage ein:

  • Warum Pädophile nicht mit erlaubten Sexualpartnern vorliebnehmen können.  

Im Gegensatz zu früher, sehe man heute ein, dass Sexualität etwas "Zwangsläufiges und Unausweichliches an sich " hat, was zur nächsten Frage führt:

  • "Wie authentisch ist die erotische Neigung zu Kindern?

und

  • "Haben die Pädophilen ihre sexuelle Reaktion im Zusammensein mit Nichtkindern getestet?"


Lautmann bringt viele Beispiele von sehr unterschiedlichen Versuchen, wie Pädophile sehr wohl sexuellen Kontakt mit Erwachsenen ausprobierten und folgert daraus: "
Bei den sechzig definierten Pädophilen unserer Stichprobe überlagert die Möglichkeit, mit einem Erwachsenen sexuell zu verkehren, in keinem einzigen Fall die Neigung zu Kindern. Sie haben erfolglos den Weg zu Frauen, zu Männern gesucht."  Er schildert ihre Erlebnisse mit Erwachsenen und die Gründe, weshalb sie nicht auf ihre Pädophilie verzichten wollen oder könnten.

Es gehe nicht, wie Mark Pascal in seinem Buch (Varietes of MAn/Boy) schreibt, um die Wechselseitigkeit
und Gleichartigkeit der Gefühle zwischen einem Jungen und einem Mann. Ein Junge kann nie die gleichen Gefühle haben wie der Erwachsene. Es stimmt aber ebenso wenig, dass die Kongruenz der Gefühle den sexuellen Mißbrauch dementieren kann. Kongruenz der Gefühle besteht auch in der normalen Liebe zwischen Frau und Mann nicht, was aber eine Partnerschaft nicht hindern muss.

Lautmann hatte Kontakt mit Eberhard Schorsch, der sein Projekt begrüsste. Er blieb aber in einem Dilemma:

  • Wie kann man und darf man überhaupt eine Sexualform beschreiben, die von einem so krassen Machtgefälle bestimmt ist wie dem zwischen Erwachsenem und Kind?

Was bisher darüber geschrieben wurde, führte von "leidenschaftlicher Verteidigung bis zu mörderischer Zurückweisung." Er nahm dabei Beobachtungsposition ein um von dieser Warte aus "die verschiedenen Perspektiven darzustellen, Daten dazu vorzulegen und erst abschließend zu urteilen."

Einerseits heisst es schnell
, Männer und Frauen passen eben nicht zusammen, wenn wieder einmal eine Verbindung in die Brüche ging und anderseits wird seit jeher in unzähligen Varianten darüber geschrieben, wie die Verschiedenheit der Geschlechter Mann und Frau erotisch zusammenführt. Das Grundmodell bleibe konstant: "Es können einander nur zwei Menschen lieben, die geschlechtsverschieden und generationsgleich sind."

Lautmann erklärt die verschiedenen Optionen, wie die Sexualwissenschaft vorgeht, wobei feststeht:
"
Die sexuelle Selbstbestimmung des Kindes ist zu achten und zu schützen."
Aus dem Grundsatz der Autonomie würden aber recht verschiedene Konsequenzen gezogen. Nach der vorherrschenden Meinung kann es keinen Konsens für pädosexuelle Handlungen geben. Er zitiert den amerikanischen Soziologen David FinkeloHr, der bereits 1979 schrieb, dass Kinder gar nicht wissen, was Sexualität ist und
"haben weder im juristischen noch im psychischen Sinne die Freiheit, ja oder nein zu sagen."
Damit war "eine schlüssige und allumfassende Antwort gefunden, die auch eine präsumtive Liebe zu Kindern stets zu einem Fall des Mißbrauchs stempelte."

Im Gegensatz dazu beschreibt Eberhard Schorsch die pädophile Handlung als eine
„Verschmelzung mit dem kindlichen Alter ego", es werde "eine unrealistische sexualisierte Traumbeziehung." geschaffen.
Es bleibt die Frage:

  • Läßt sich die Grenze zwischen ,normal` und ,pervers` so selbstverständlich aufrechterhalten?

Schorsch sah sich damals in der Zange: "zwischen apologetischen Pädogruppen, die ihn für sich in Anspruch nehmen zu können glaubten, und dem Kinderschutz-Kreuzzug, der ihn attackierte."  Er formulierte dann so: Kinderliebe sei weder generell schlecht noch generell gut. Sie sei belastet durch die Disparität der Wünsche und der Sexualziele - das heiße jedoch nicht, daß sie unbedingt schädlich sei."

Sandor Ferenczi wird erwähnt, der "
bereits 1932 die inzestuöse Beziehung als eine „Sprachverwirrung" bezeichnet. *Der Wunsch nach Zärtlichkeit beim Kinde bedeute nicht, daß es zum sexuellen Objekt werden wolle. Der Erwachsene, der sich hier zu einem sexuellen Akt hinreißen läßt, verwechsle die kindliche Spielerei mit den leidenschaftlichen Wünschen einer reifen Person."

Auch Martin Dannecker hat auf die Ungleichzeitigkeit in der sexuellen Entwicklung aufmerksam gemacht. Die sexuelle Kommunikation verlaufe vorwiegend nur eindimensional, vom Älteren aus. Es lasse sich einfach nicht bestreiten, daß "die sexuelle Handlungsfähigkeit eines Kindes erst partiell ausgebildet ist, daß seine Sexualobjekte und -ziele erst vorbereitet, aber noch nicht gefestigt sind."
Lautmann hat festgestellt dass seine Probanden wenig theoretisches Wissen zum Thema haben und nur von ihrer eigenen Position aus gehen. Sie hätten aber eine "authentische Eigenphilosophie der Pädophilen" entwickelt. Er beschreibt Beispiele, wie Pädophile sehr wohl ihre Wünsche und Möglichkeiten einzuordnen imstande sind und Verliebtheit nicht auch gleich alle Handlungen zulässt.
Er beschreibt, wie Pädophile reagieren, wenn sie "merken, wo sie auf die Ungleichzeitigkeit stoßen , wenn sie die Tatsache bemerken, daß das sexuelle Erleben beim Kinde völlig anders gestaltet ist als bei ihnen selbst" und stellt fest, dass sie sehr wohl wissen, wie weit sie gehen können, ohne dem Kind zu schaden. Es folgen viele  Beispiele, wo aus wohl überlegten Gründen auf Sexualität verzichtet wird.
Doch all dieses nachweisbare rücksichtsvolle Verhalten von Pädophilen wird das "
nahezu einhellige Urteil von Bevölkerung, Politik und Wissenschaft: Pädophilie sei Mißbrauch und schädlich; Pädophile seien krank und strafwürdig" nicht ins Wanken bringen.
Lautmann bittet deshalb nur "um Aufschub des Urteils" bis geklärt ist, ob es sich nicht doch um "echte Pädophilie" handelt, "die nicht auf Zwang, Enttäuschung und Unwilligkeit aufgebaut ist."

Lautmann zeigt in einem kurzen Überblick, wie sich kindliche Sexualität schon ab dem ersten Lebensjahr bemerkbar macht und wie sie sich entwickelt. Er findet es schade, dass
"dies in sexueller Hinsicht so planlos geschieht und von eher zufälligen Botschaften aus den Kreisen der Eltern, der Gleichaltrigen und der Medien gesteuert wird." Er sieht den Grund in der absichtlichen Aufrechterhaltung des Tabucharakters der Erwachsenen-Kind-Sexualität.

Das Sprechen über kindliche Sexualität und mit Kindern ist eine schwierige Sache. Auch Lautmann ist sich bewusst, dass er als Erwachsener über etwas spricht, das er nicht aus sich selbst holen kann, an das er höchstens sich zurückerinnern kann und sonst auch auf wissenschaftliche Forschungen und Ansichten von anderen Erwachsenen aufbauen muss. Er kommt zum Ergebnis, dass Pädophile "
sich zu einem gewissen Maß in das Kind einfühlen, daß sie sich bemühen, die Welt von dessen Warte aus zu betrachten."  Das Kind wird also "von den Pädophilen nicht nur als Objekt, sondern stets auch als Sexualsubjekt gesehen." Darin besteht der wesentliche Unterschied zu der Betrachtungsweise kindlicher Sexualität normaler Erwachsener. Er zeigt auf, wie ein Kind in Etappen einen sprachlichen Zugang findet zu dem, was wir Sexualität nennen. Im frühen Kindesalter kann ein Kind noch gar nicht benennen, was mit ihm geschieht, wenn ein Erwachsener sexuelle Handlungen an ihm vornimmt. Lautmann stellt infrage, ob deshalb auch uneingeschränkt immer nur von schädlichem Missbrauch ausgegangen werden muss. Er macht auch deutlich, wie unterschiedlich Kinder reagieren können und dass es auf deren eigene bereits gemachten Erfahrungen ankommt, die sehr unterschiedlich sein können.

Auch die Bereitschaft und der Zeitpunkt der Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität läuft nicht einheitlich ab. Und im Unterschied zu der vorherrschenden Meinung haben sowohl
Knaben-, wie auch Mädchenfreunde in Lautmanns Erhebung über ein Entgegenkommen von Kindern berichtet. Sehr oft hätten die Kinder wissen wollen, wie der Körper eines Mannes im Schambereich beschaffen ist. Daraus ergaben sich dann manchmal auch  Berührungen und sexuelle Handlungen, die auf die eigene Neugier der Kinder zurückzuführen sind. Wenn aber die Neugier befriedigt ist, schwindet oft auch das Interesse an weiteren sexuellen Handlungen. Kinder können Erwachsene herausforderm und kennen keinen Generationenabstand. Der Pädophile registriert das gerne als Verführung. Lautmann schildert viele Geschichten, in denen die Initiative von den Kindern ausgeht und lässt glaubwürdig erkennen, wie diese auch Lust und Freude dabei empfinden und sich nicht ausgenutzt fühlen. Er zeigt aber auch auf, wie unberechenbar solche kindlichen Annäherungen sind und dass sie oft nur aus momentaner Lust und Laune zustandekommen und weder mit Liebe noch mit andauerndem Freundschaftswunsch verbunden sind. Er weist aber auch hier darauf hin, dass Pädophile ablehnende Reaktionen früh registrieren. Nicht selten enden Erlebnisse und Freundschaften damit, dass der Junge aufeinmal einfach nicht mehr erscheint oder auch ganz klar sagt, dass er nicht mehr wolle.

  • Ist es möglich, dass ein Pädophiler das Herz eines Jungen gewinnen kann, dass er sich in einen Erwachsenen verlieben kann?

Lautmann stellt das unter folgendem Gesichtpunkt: "Die Berechtigung des pädophilen Anspruchs, eine eigenwertige Sexualform ausbilden zu können, entscheidet sich nach dieser Frage:

  • Können die Sexualskripte eines Mannes und eines Kindes trotz ihrer Inkongruenz so zusammenwirken, daß sich eine stimmige Situation ergibt?"

Er sieht  eine Situation als stimmig an, "wenn die Teilnehmer sie nachher nicht ungeschehen machen möchten."  Und stellt klar: Es kann vernünftigerweise nur Sache des Erwachsenen sein, die unvereinbaren Handlungsmuster zu verknüpfen. Er trägt die Verantwortung."
So ergibt sich die Frage:

  • "Sind die Pläne eines pädophilen Mannes derart beschaffen, daß die Bedürfnisse und Möglichkeiten eines Kindes darin mit hohem Stellenwert berücksichtigt sind?"

Er konnte bei den Befragten feststellen, dass sie die Gefahr der Versuchung kennen und ihnen die Ungleichartigkeit des sexuellen Handelns deutlich bewußt ist, denn "dieses Wissen gehört zum Kernbestand der pädoerotischen Sexualform."
Lautmann führt dann Beispiele auf, wie es zu längeren Kontakten zwischen Erwachsenen und Kindern kam und von wem dazu die Initiative ausging und wie sich solche Beziehungen entwickelt haben. Er stellt aber klar, dass die Verantwortung und die Gestaltung einer Beziehung immer beim sexuell aktiven Individuum liegt, also beim Pädophilen. Viele Pädophile warten, bis der Junge Interesse an sexuellen Handlungen zeigt, was oft erst nach einer länger dauernden Beziehung passiert. Es ist zwar auch dann meist so, dass der Pädophile das Sexuellwerden der Beziehung mit seinem Verhalten erleichtert.

"Der Pädophile behandelt das Kind als Subjekt, nicht Objekt einer sexuellen Handlung." Wie aber kann es zu einem Konsens kommen zwischen einem Erwachsenen und einem Kind? Bei allen Befragten schien es klar zu sein, dass sie die Wünsche der Kinder beachteten und zu nichts drängten, was das Kind nicht wollte.

Lautmann erklärt, der pädophile Konsens könne, "
sprachlich gesehen, in dreierlei Weise zustande kommen:explizit, nonverbal oder intuitiv."  Er hat den Eindruck, dass die Antennen eines pädophilen Mannes mit hoher Empfindlichkeit reagieren: "Sobald er sich eines Ja zur Annäherung gewiß sein kann, geht es um das Was und Wieviel." Er berichtet ausführlich über Beziehungen und wie diese zustande kamen und funktionierten und wie der Erwachsene oft auf eine eigene sexuelle Befriedigung verzichten oder sie selbst herstellen muss.
Er sieht in den Berichten der Gesprächspartner, dass ihre Liebesverhältnisse zu Kindern kein Ersatz sind "
für eine angeblich unmögliche Liebe, es ist nicht einmal Sexualität, sondern es ist die Pädoerotik."
Er fragt sich, ob er damit nicht ein schönes Bild male?

  • " Ist der pädophile Mann durch und durch rücksichtsvoll, selbstlos und genügsam?

Er war sich bei der Durchführung seines Vorhabens bewusst, dass die Befragten sich ins beste Licht stellen wollen. Weil die Gespräche über längere Zeit geführt wurden, ergab sich ein gelöstes Verhältnis und erzählten viel auch weniger positive Erlebnisse, auch solche mit Strichern.
Er kommt zum Schluss: "
Die Glaubwürdigkeit unserer Gesprächspartner wird zusätzlich dadurch bestätigt, daß sie Peinlichkeiten nicht verschwiegen haben." Diese will auch er nicht verschweigen. Verführungen gibt es auch bei Pädophilen, auch wenn sie sich davon distanzieren, Unerfahrenheit auszunützen. Am Anfang sei es schon oft Überredung, aber dies geht nicht ohne dass das Kind dann auch wirklich mitmacht. Er bringt Beispiele wo Knaben zuerst nein gesagt haben zu einer sexuellen Handlung, dies dann aber doch geschehen liessen und es dann zum Teil noch über Jahre weiter zu solchen kam. Es kommen aber auch Beziehungen und Handlungen zur Sprache, denen Lautmann sehr kritisch bis ablehend gegenüber steht.

Sein Fazit zum bisher Besprochenen mit einigen Zitaten:

  • "Wie ist es um die Einwilligung eines sexuell angesprochenen Kindes bestellt?"

"Die pädophile  Sexualform verfügt über ein ungewöhnlich differenziertes Konzept zum Konsens, jedenfalls im Vergleich zu den geläufigen Sexualformen. In sprachlicher, zeitlicher und sachlicher Hinsicht strukturieren die Liebhaber ihr Vorgehen. Sie wünschen sich zwar sexuell aktive Kinder, begnügen sich dann aber mit solchen, die den Kontakt wenigstens genießen. Die Ungleichartigkeit der beiderseitigen Gefühle ist erkannt und wird bearbeitet."
Er kommt zum Schluss, dass "echte Pädophilie anders gar nicht existieren könnte." ... "Zum einen müssen die Liebhaber an ihrer eigenen Sicherheit interessiert sein, und sie wünschen sich ein einigermaßen dauerhaftes Verhältnis zu dem einmal gewonnen Liebling." ..."Noch besser als das strategische Kalkül garantiert das sexuelle Empfinden, daß die Autonomie des Kindes nicht angetastet wird.". ...  "Ohne die Einwilligung scheint die pädophile Lust auszubleiben."

Für Lautmann ist der nächste Abschnit seines Buches nicht der wichtigste. Er weiss aber, dass dieser der heikelste und wohl auch der am meisten beachtete sein wird. Er fragt gerade am Anfang:

  • "Falls Sie die sexuellen Fakten besonders wichtig finden oder dieses Kapitel zuerst aufgeschlagen haben, bin ich versucht gegenzufragen: Was steckt hinter Ihrem Interesse?"

Er will sich auch in diesem Kapitel nicht von der gesellschaflichen Erregung zu diesem Thema leiten lassen um den "bekennenden Pädophilen auf seine sexuellen Handgreiflichkeiten zurückzustutzen und ihn dann als Verbrecher zu brandmarken". Das wäre "ungefähr so töricht wie der Versuch, die echte Pädophilie zu entsexualisieren und zu einer erzieherischen Erbaulichkeit zu stilisieren."

Er erwähnt dabei Beat Meier mit einem Text von 1990, in dem er  "
die komplexe „Liebe zu Kindern" und „Sexualität mit Kindern" getrennt wissen will. Er stimmt dem zwar auf einer begrifflich allgemeinen Ebene zu: "Liebe, Erotik und Sexualität lassen sich deutlich unterscheiden."  Doch glaubt er zu erkennen, dass die Liebes- und Lebensformen der Gegenwart jedes Individuum dazu dränge, "erotische
Neigungen auch sexuell zu deuten und ihnen soweit als möglich nachzugehen."

Über geschlechtliche Praktiken zu reden, ist ein schwieriges Unterfangen. Er zitiert Roland Barthes:"
Sprache könne die Handlungen nur nachstellen, chiffrieren, mit Ökonomie beschreiben." Um es dennoch in Worte fassen zu können müsse auch er sich hier mit dem banalen Wortschatz auf diesem Gebiet befassen, weil auch seine Gesprächspartner keine anderen Worte dafür haben.

  • "Was passiert genital mit dem Kind?"

Es könne alles vorkommen - nur  viel weniger dramatisch als er es vor der  Untersuchung erwartet hätte. Es gebe  "keine Faust in Knabendärmen, keine sechsjährige Domina mit Peitsche, keine der bekannten Perversionen."
Es folgt eine Reihe von Beispielen, wie sexuelle Handlungen vor sich gehen, was möglich ist, was weniger gewüscht wird, wo vorsichtig vorgegangen wird und was besonders gefällt. Es gibt aber auch negative Beispiele, eines, wo dem Praktizierenden sogar eine Therapie angeraten wird. "In der pädophilen Beziehung, verglichen mit der Erwachsenensexualität, gelangt der Ältere auf deutlich andere Weise zu seiner Befriedigung, aber ohne daß ihm andere Techniken zur Verfügung stünden."

  • "Was kann der Pädophile für sich orgasmisch erwarten?"

Aus den Beispielen ist ersichtlich, dass der Pädophile in den meisten Fällen auf einen eigenen Orgasmus, der direkt von Kinde ausgelöst wird, verzichten muss. Ein erstes Interesse daran flaut meistens schnell ab und er muss sich damit zufrieden geben, dem Kind Lust zu bereiten und diese zu geniessen. Vielen Pädophilen ist das auch wichtiger und genügt es auch, ohne dass sie selber zum Orgasmus kommen, oder diesen später selbst herbeiführen.

Einige Zitate zu den Erkenntnissen aus Lautmanns Befragungen: "
All die Einschränkungen bedeuten nicht, daß ein Pädoleben leer von empfangener Lust ist." ... " Das Beisammensein als Situation, die Nähe zu dem Kind, spendet die Lust." ...  "Ein Analogieschluß von der uns bekannten Homo- und Heterosexualität auf die Pädophilie wäre empirisch falsch. Unter reifen Menschen werden sexuelle Wünsche angemeldet und dann ausgehandelt. Im Verhältnis mit dem Kinde herrschen asymmetrische Gefühle. Der Ältere weiß, daß jedes Zuweit die Beziehung aufs Spiel setzen würde." ..."Ein grober Irrtum, geradezu heterosexistisch wäre es, die Unterschiede der Pädophilen - zur Erwachsenensexualtät als Versagen und Mangel zu sehen. Wir haben es nicht mit einer defizitären, sondern mit einer anders geformten Sexualität zu tun. Unsere Befragten haben mehrfach erwähnt, selber gerne Kind sein zu wollen oder ihr eigenes Aufwachsen noch einmal zu erleben. Wahrscheinlich ist es auch diese rückbesinnende Phantasie, die den Pädophilen ihre eigenartige Sexualität eingibt."

In Abschnitt
"Pädophilie als Bekenntnis" erzählen Betroffene, wie sich sich selbst sehen, wie sie sich identifizieren und die Schwierigkeiten, die sie im Umgang mit ihrer Pädophilie in der Gesellschaft haben.
Die echten Pädophilen "entschuldigen sich nicht für ihr Tun, sondern fordern Duldung oder gar Anerkennung dafür." ... "Der Pädophilie im engeren Sinn entspricht eine sexuelle Identität." ... "Pädophile Identität beansprucht den Rang einer Daseinsweise."..."Sich als pädophil zu identifizieren bedeutet, bei einem Begehren eigener Art anzulangen."..."Der echte Pädophile huldigt einer Konfession, die ihm unverrückbar vor Augen steht."..."Die gesellschaftliche Lage des Pädophilen gleicht heute fast der des Vogelfreien. Jede/r darf ihn abschießen. Unter dieser Drohung zu überleben und Selbstbewußtsein sich zu erhalten erfordert eine Kraft, die wir Nichtpädophilen uns nur schwer vorstellen können."...Die sexuelle Identität der "Mädchenliebhaber  ist weit fragmentarischer ausgebildet als die der Knabenliebhaber."

In Abschnitt
"Ethik" wird den Pädophilen zugestanden, dass sie für ihre Art zu leben und lieben eine eigene Ethik entwickelt haben.
"Auch die Lust am Kinde als abgrenzbare Sexualform bindet sich an eine Ethik."  Allen Befragten war es sehr wichtig, dass sie dem Kinde nichts Unangenehmes antun wollen, dass sie dessen Wünsche und Ablehnungen respektierten und  vorsorglich mit ihnen umgehen. Sie tun das auch aus eigenem Interesse, um nicht in persönliche Schwierigkeiten zu kommen.
Lautmann findet, die Pädophilen hätten sich- trotz ihrer isolierten Situation - erstaunliche  Formen der Selbstzucht auferlegt.
"Er erwähnt den  Juristen  Edward Brongersma und den Psychologen Frits Bernard, beides Niederländer, die "
geduldig, unermüdlich und mit sozialen Argumenten für eine Pädophilie eingetreten," sind "die den Anspruch auf gesellschaftliche Akzeptanz erheben kann." Beide hätten auch in Deutschland einiges zugunsten der Pädophilen bewirkt, (was aber inzwischen ziemlich radikal rückgängig gemacht wurde.) Lautmann schreibt den Pädophilen hohe Kompetenz zu in der Meisterung ihrer unterdrückten Lebenssituation und findet, dass sie manch anderer Gesellschaftsgruppe Vorbild darin sein könnte.

Im Abschnitt "Wandel der Kindheit"  stellt Lautmann fest:
"In der menschlichen Sexualität ist beklagenswert wenig von Natur aus gegeben. Auch die Schöpfungsordnung muß von der Theologie rekonstruiert werden. Mit Blick auf das Sexuelle kommen die Menschen auf so unglaublich viele Ideen, daß die Varianten unerschöpflich
scheinen. Wie entstehen all diese Sexualformen, warum verändern sie sich?
Auch die Pädophilie hat ihre Voraussetzungen und ihre Geschichte."

Er sieht zwei Wege, wie man inter die Kulissen des heutigen Geschehens blicken könne.
Auf dem einen könne nach ähnlichen Begebenheiten in anderen Ländern und Epochen gesucht und verglichen werden und daraus das Allgemeinmenschliche, den anthropologischen Kern herausschälen.

Auf dem anderen Weg wird nach den Produktionsvoraussetzungen der heutigen Pädophilie gefragt, nach den kulturellen, politischen und ökonomischen Randbedingungen einer Sexualform.
Daraus wird das zeitgeschichtlich und soziologisch Besondere erkannt. Diesen zweiten Weg hat Lautmann eingeschlagen und stellt die Frage:

  • "Wie kommt es, daß heute Kinder erotische Attraktion ausstrahlen und pädophile Männer als Bekenner auftreten? "

"Lobpreis und Unterdrückung der Pädophilie" sei "kein immer wiederkehrendes und stets gleiches Phänomen" . Dies sei vielmehr mit unseren gegenwärtigen Lebensweisen eng verknüpft. Verändert habe sich in den letzten hundert Jahren der Blick Erwachsener auf Kinder, gewandelt hat sich deren Sozialcharakter. Obwohl "die Entwicklung des Körpers und die davon abhängigen geistig-seelischen Fähigkeiten" über einen längeren Zeitraum gleich bleibt, hat sichim Begriff Kindheit einiges geändert.

  • "Wenn aber Kindheit nichts stets dieselbe bleibt, vielleicht sogar erst in unserer Kultur eingerichtet worden ist, dann können und müssen wir auch nach der ,Erfindung` der Pädophilie fragen."

Es folgt ein Überblick, "wie nach heutigem Wissensstand die neuen Inhalte und Bilder des Kindseins aufgetaucht sind."
Weil früher das Kind als kleiner unvollendeter Erwachsener betrachtet wurde, konnten sexuelle Vergehen gegen ein Kind auch nicht als "pädosexuelles Vergehen" bestraft werden. Das Strafrecht frühere Zeiten kannte kein Schutzalter. Es werden die demographische Entwicklungen erwähnt, welche die Existenz des Kindes verändert haben. Es ist ein lange Entwicklung bis Kinder als Individuen gesehen werden. Erst von diesem Zeitpunkt an konnten sie auch als solche begehrenswert erscheinen. Er erwähnt Jean Jacques Rousseau, dessen Vorstellung vom Kind für  zweihundert Jahre massgebend blieb:
Das  Kind "
verfügt  ursprünglich über kreatürliche Triebkräfte, über natürliche Leidenschaften, die durch Bildung überdeckt, ja vernichtet werden müssen. Nur wenn der Mensch in Unschuld aufwächst, also ohne jener Begierden innezuwerden, wird er frei handeln und ein guter Staatsbürger sein können."
"Die den Menschen tragende Kraft wandelt sich von der 'Natürlichkeit' zur 'Zivilisation'; dochkorrumpiert die Sozialisierung den Menschen."
D
as Kind erhält im Verlauf der Zivilisation immer mehr Eigenständigkeit, aber auch Aufgaben und Zuweisungen, die bis zu einer Verklärung führten. Das Kind gerät immer mehr in den Mittelpunkt vielfältiger Aufmerksamkeit. Es wird zum Individuum und kann so auch als solches geliebt werden. "Es entwickelt sich zu einer Norm, Kinder zu lieben - ob die Zweideutigkeit verräterisch ist, bleibe dahingestellt."
Die Umdeutung der Kindheit wurde begleitet durch die um 1800 auftretende Polarisierung der Geschlechterbilder. Kinder wurden der weiblichen Hemisphäre zugeordnet.
Im letzten Jahrhundert gab es eine ganze Reihe von
kindesbezogenen Experimenten. Das Kind  avanciert immer mehr zum Schlüssel menschlicher Vervollkommnung. Dabei verschwindet "die kindliche Natur und die Differenz zwischen Kind und Erwachsenen. Sich einem Kinde zuzuwenden mag dann für manchen auch bedeuten, sich den wertvolleren Menschen zu erwählen."... "Pädophilie bringt etwas zum Vorschein, was so niemand gewollt hat, was aber objektiv aus dem Bestreben folgt, Kindheit zu verschönern. Die Idealisierung eines Menschentypus bahnt der sexuellen Phantasie den Weg".
Während das Kind früher als asexuell galt, kam es gegen Ende des letzten Jahrhunderts zu einer "Gleichberechtigung des Kindes, das Kind als persönlicher Partner, der herrschaftsfreie Umgang zwischen Eltern und Kindern."

Heute ensteht eine
Gegentendenz zur Entwicklung der Kindheit. Lautmann erwähnt den Medienkritiker Neil Posturan, der vom „Verschwinden der Kindheit" spricht. " Posturan beklagt die Abschaffung vieler Geheimnisse, die Erwachsene in der europäischen Neuzeit vor Kindern gehegt haben." Kinder hätten das  natürliche Schamgefühl verloren. Ohne dieses könne es keine Kindheit geben. Der Trennungsstrich zwischen Erwachesnen und Kindern werde immer dünner. Er verweist auf die vielen Versuchungen und Möglichkeiten, denen Kinder ausgesetzt sind und dass Kinder zunehmend wieder als kleine Erwachsene wahrgenommen würden, "was sich an der Zunahme ihrer sexuellen Aktivität zeige - immer mehr und immer früher."  Auch die Medien trügen dazu bei, die Unterschiede zwischen Kinder- und Erwachsenensexualität abzubauen. Auch wenn die Kindheit noch da ist, werden die Wesensunterschiede allmählich eingeebnet, normative Grenzen werden durchlässig. Somit wird auch pädophiles Begehren noch wahrscheinlicher. Kinder in erotischer Darstellung sind heute in der Werbung beliebt. Kleidung und Auftreten von Kindern gleichen sich der Erwachsenenwelt an. Das erotisch betonte Erscheinungsbild der heutigen Kinder kommt pädophilen Vorstellungen entgegen.  
"
Pädophilie als Sexualform im Gegensatz zu individuellen Entgleisungen muß als etwas historisch Neues, sich Entwickelndes angesehen werden" schliesst Lautmann aus der Entwicklung der Kindheit in unserer Zeit.

  • Wohin wird sich Pädophilie als Bekenntnis wenden?

Lautmann sieht einen Zusammenhang mit den Tendenzen der Kindheit.
Er sieht darin drei Impulse am Werk:

  • Familie und Schule sind nicht mehr die  maßgeblichen Orte, an denen Kindheit gestaltet wird, Stichwort: Freiheitsrechte des Kindes;

  • die Angst vor Kindmonstern greift um sich, Stichwort: Unerziehbarkeit;

  • die Meldungen über den sexuellen Zugriff auf Kinder nehmen sintflutartig zu, Stichwort: Mißbrauch.


....u
nd er schliesst das Buch ab mit einer Frage und einer denkwürdigen Antwort darauf:

  • "Wer will diese Strömungen aufhalten?

Wenn sie weiter ansteigen, dann wird die Idylle der Kindheit untergehen und mit ihr die hier beschriebene Pädophilie".


>>>siehe auch:DIE ANDERE FAKULTÄT

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