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Sein Lesebrief

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Ein Bravo an das Älplerpärchen
Bezieht sich auf den Artikel «Älplervirus
und Leben für die Tiere»
im «Sarganserländer» vom 4. August
Ein Bravo an das Älplerpärchen Marlis
und Urs auf der Alp «Halde», denn
die beiden wissen, dass jeder Mensch
aufgerufen wird, seinem Leben selbst
einen Sinn zu geben. Der Mensch verfehlt
nämlich sein Leben, wenn er
sich von anderen, von politischen
oder religiösen Ideologien kritiklos
einen Sinn vorschreiben lässt. Die beiden
Hirten bedienen sich offensichtlich
einer wirklich erwachsenen Einstellung
zu ihrem Leben. Ihr Leben
dort auf der Alp ist für sie momentan
so sinnvoll, so ausgeprägt und grossartig,
weil sie es sich selbst so gestaltet
haben, und dies ist wichtig so. Wir alle
können glauben, was wir wollen, zu
einem Problem wird es dann nur,
wenn wir so fest an etwas glauben,
dass wir versuchen, es anderen aufzuzwingen,
und das tun die beiden eben
nicht. Sie haben entdeckt, dass Herunterleiern,
Aufsagen und Wiederholen
festgelegter mittelalterlicher Texte
mit Denken und Beten nichts zu tun
haben, bei Weitem nicht. Ich zitiere
aus hiesiger Gegend stammendem
Alpsegen: «Bhüt is Gott vor einer
solch bösen Stund. Dass solch Tierli
mügend wäder chrätzen noch bissen,
so wenig as diä falschä Juden üseren
lieben Herrgot bschyssen.» Was haben
solche lauten Worte auf einer Alp zu
suchen? Ist ein solcher Betruf nötig?
Es ist eine Tatsache, dass auf den Tausenden
von Alpbetrieben nicht nur
gesömmert, gefressen, gemolken, gekäst,
sondern auch gestorben wird. In
den Bergen lauern Gefahren für Kühe,
Rinder, Kälber, Geissen und Schafe,
und sie werden vom Blitz getroffen
oder von Steinen erschlagen oder
stürzen über Felswände und steile
Grashalden ab oder sterben an Krankheiten.
So geschieht es schon seit Jahrhunderten
immer wieder. Auch wenn
hierzulande jeder Wolfs-, Bär- oder
Luchsriss registriert, bäuerlich beweint,
medial verhandelt und mit
Bundesgeldern entschädigt wird, beläuft
sich der Anteil zum Beispiel aller
getöteten Schafe durch Raubtiere
auf einen einstelligen Prozentsatz.
Auch dies wiederholt sich in den letzten
Jahren immer wieder trotz Alpsegen.
Marlis und Urs sind nicht nur
hervorragende Älpler, sondern auch
echte Tierfreunde, die ihren eigenen
Weg gehen. Leider muss es keinesfalls
nur Tierliebhaber befremden, dass Jesus,
um Besessene von ihren bösen
Geistern zu heilen, Letztere in eine
Herde
von Schweinen fahren lässt, sodass
diese sich allesamt ins Meer
stürzten
und elendiglich ertranken
und zugrundegingen. Musste das sein,
zulasten unschuldiger Dritter, die
doch auch Teil von Gottes Schöpfung
waren? Weil es ohnehin immer so
kommt, wie es kommt, schon seit
Jahrhunderten, was bringt denn dieses
Herunterleiern, frage ich mich wie
Marlis und Urs.
Sepp Scheuber, Berschis

 
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